Gegenseitigen Beeinflussung der Berufsgruppen in Seiffen

Glasmacher und Bergleute lebten in Seiffen spätestens seit dem 14. Jahrhundert bis hinein ins 19. Jahrhundert gemeinsam in der Dorfgemeinschaft. Beide Gewerke hatten einen sehr hohen Holzbedarf. So musste das Holz selektiert werden und es kam deshalb zu einer frühen „Sesshaftwerdung“ der Heidelbacher Glashütte. Denn sie durfte nun ihren Holzbedarf nicht mehr aus den Wäldern in unmittelbarer Nähe decken, wie das bei den Waldglashütten der Fall war, sondern musste diesen Rohstoff aus weit abgelegenen Wäldern holen. Holzstreitigkeiten zwischen Bergleuten und Glasmachern sind nicht bekannt. Der Glasmacher Friedrich Kaspar Markert investierte in eine Zinnseife bei Oberlochmühle, gab so einigen Zinnseifnern Arbeit und hatte sicher selbst noch einen Gewinn.

Bei bloßer Verwendung einheimischer Rohstoffe ergab sich durch das darin befindliche Eisen lediglich eine Grünfärbung des Glases – das Waldglas. Spätestens seit Mitte des 17. Jahrhunderts wurden Gläser mit Mineralien, die auch der Bergbau zur Verfügung stellte, ent- oder gefärbt.

Die ersten Drechsler produzierten Holzspindeln, die durch die Glashütte mit Spinnwirteln versehen wurden. So entstand ein nutzbares Produkt. Ein Seiffener Drechsler stellte für die Glashütte die notwendigen Holzformen her, die für die Fertigung von Hohlgläsern notwendig waren. Um 1780, als sehr viel Spielzeug benötigt wurde, entwickelte wohl dieser Formendreher das sehr ähnliche und für Seiffen so bedeutende Reifendrehen. Ob gestalterische Elemente, wie etwa die Bemalung der Figuren, von der Glashütte beeinflusst wurden, kann nicht nachgewiesen werden. Einen indirekten Einfluss nahm die Heidelbacher Glashütte, indem Drechsler die Glasleuchter der Seiffener Kirche, die teilweise aus der Hütte Heidelbach stammten, in Holz nachgestalteten.

Ob auch die ersten Drechsler ihre neue Tätigkeit als Ersatzgewerbe für die Arbeit im Bergwerk annahmen, ist unbekannt. Später jedoch ist dies oft der Fall gewesen. Sank die Ausbeute des Bergbaues, so stieg die Anzahl derer, die sich mit dem Drechseln ihren Lebensunterhalt verdienten. Bei steigender Ausbeute sank die Zahl der Drechsler, da sie sich wieder dem Bergbau zuwandten. Erst mit den großen Aufträgen, die der Verleger Hiemann um 1760 mit nach Seiffen brachte, wurde diese Abhängigkeit gebrochen.

Zu eigenständigen Entwürfen waren die das Drechseln als Ersatzgewerbe annehmenden Bergleute nicht in der Lage, selbst das Drechseln mussten sie wohl erst lernen. Zwar sind gedrechselte Bergmänner seit spätestens den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts bekannt, das breite Angebot an Bergbaumotiven entstand jedoch erst in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts, in Erinnerung an die langen Traditionen des Bergbaues im Erzgebirge.

In Seiffen hatten die einzelnen Berufsgruppen keinen jeweiligen „Ortsteil“. Man wohnte und lebte als unmittelbarer Nachbar, ganz gleich, welchem Beruf man nachging. So bildeten sich zwischen ihnen enge soziale Kontakte. Dies bezeugen auch die Kirchenbücher, die sowohl bei der Wahl des Ehepartners, als auch bei der Wahl der Paten von engen familiären Verflechtungen der Glasmacher, Bergleute und Drechsler berichten.

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