Erzgebirgischer Wald im Industriezeitalter

Bis zur Mitte des 19.Jahrhunderts stellten (Hader), die immer knapper wurden, den Grundstoff der Papierherstellung dar. Um 1843 erfand der aus Hainichen stammende Friedrich Gottlob Keller (1816 bis 1895) das Holzpapier, das die Industrialisierung, aber vor allem den Zeitungs- und Buchdruck auf der ganzen Welt wesentlich beförderte. Keller kaufte dazu in Kühnhaide bei Marienberg eine Mühle, in der das Holz geschliffen wurde. Aus diesen feinen Schleifspänen, anfangs noch mit Lumpen versetzt, entstand bestes Papier. Holz war zu dieser Zeit, wie Keller selbst bemerkte, billig zu haben. (Abb. 24)

Im 19. Jahrhundert lösten Stein- und Braunkohle das Holz als Brennstoff immer mehr ab und so löste sich auch die Waldwirtschaft von den Zwängen des Bergbaues. Nun brauchte man große Mengen an Holz für Eisenbahnschwellen, Licht- und Telegrafenmasten, den Gerüstbau und vieles andere.

Ein ständiger Holzabnehmer war natürlich die erzgebirgische Spielwarenindustrie. Zwar bezog sie nie so viel Holz, dass ihr Verbrauch den Wald geschädigt hätte. Jedoch hatte die Verteuerung des Holzes um 1900 Auswirkungen auf die Spielwarenindustrie. Denn auch das war ein Anlass dafür, das erzgebirgische Holzspielzeug zu miniaturisieren, um den Holzverbrauch zu senken. 

Ein Zeitzeuge habe bereits Mitte der 20er Jahre beobachtet, dass sich Schnee rings um kleine Fichten schwarze Ringe bildeten, die von zunehmend belasteter Luft zeugten7. Vor allem ab den 1970er Jahren wurde das Waldsterben immer deutlicher und bedrohlicher. Da das Erzgebirge in der Mitte Europas liegt, wälzen sich darüber auch Luftmassen aus ganz Nord- und Südeuropa. Sie sind angereichert mit Autoabgasen und vielen anderen Schadstoffen. Hauptproduzenten der schädlichen Emissionen waren jedoch die Kraftwerke und Chemiebetriebe im Braunkohlerevier des böhmischen Beckens. Geschädigt wurden auch die Wälder des Riesen- und Isergebirges, jedoch befand sich das größte Waldschadensgebiet Deutschlands um Böhmisch- und Deutscheinsiedel.  Nadelbäume verloren ihr grünes Kleid, so dass sie bald nur noch als braune, wenn sie auch ihre Rinde verloren hatte, silberne „Ungeheuer“,einen mystischen Wald bildeten, der nur noch abgeholzt werden konnte. Nach der „Samtenen Revolution“ in der ČSSR erhielten diese Betriebe wirksame Filter, die die Emissionen weitestgehend von Schadstoffen befreiten. Seit etwa dem Jahr 2000 wuchs wieder ein relativ gesunder Wald heran, der gutes Holz liefert und in dem es Freude bereitet. Allerdings macht nun der Klimawandel dem Wald zu schaffen. Die Trockenheit der letzten Jahre lässt viele Bäume braun werden, vielleicht auch absterben und darüber hinaus tragen Borkenkäfer zur weiteren Schädigung des Waldes bei.

Es bleibt zu hoffen, dass auch diese Schadensquellen bald beseitigt werden können. Denn was gibt es schöneres und erholsameres, als eine Wanderung oder ein Spaziergang durch den Wald? 

(A. K.)

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