Das Spanbaumstechen

Damit die Bergleute etwas leichtere Arbeit hatten, setzten sie freitags vor Ort Feuer und konnten so montags das anstehende, nun poröse Gestein doch etwas einfacher abspitzen. Für das Feuer nutzten sie so genannte Bärte – Holzstämme, an denen vorher dicke Späne abgehoben worden waren und sie so besser brannten.

Um 1920 griff der damalige Direktor der Fachschule Seiffen, Prof. Alwin Seifert, eben diese alte Bergmannstechnik zur Herstellung von derartigen Bärten auf und entwickelte daraus die original Seiffener Spanbäume. Dazu wird ein Rohling aus Lindenholz zu einer konischen Spindel gedrechselt und anschließend 4 bis 5 Monate im Keller gelagert, um so die notwendige Feuchtigkeit zu erhalten.

Zum Stechen des Spanbaumes, also zur Erzeugung der Locken (Zweige), wird die Spindel zwischen zwei Spitzen in die Vorrichtung eingespannt. Mit einem Stechbeitel wird nun ein Span abgehoben, die Spindel etwas gedreht und der nächste Span abgehoben. Die Kunst besteht darin, dass die Späne sich spiralförmig rollen und die benachbarten Späne gleich lang sind. Je nach Größe des Spanbaumes werden zwischen vier und elf Späne in der gleichen Höhe gestochen. Zum Schluss werden die entstandenen Locken mit einem dünnen Metallstift ausgerichtet. Bricht ein Span ab, dann war die ganz Arbeit umsonst, denn dieser Baum ist nicht zu verkaufen. Die kleinsten Spanbäumchen sind 3 cm und der größte je gestochene Spanbaum misst 2,5 m und wurde von Werner Glöß in Einsiedel bei Chemnitz gefertigt. Die meisten Bäume erhalten einen Standfuß, andere werden als Mittelspindel zum Pyramidenhersteller geliefert.

Über diese Technik informierte sich der Verfasser bei Falko Beyer (*1953) in Seiffen. Er erlernte das „Beemel-stachen“, wie es in Seiffen heißt, im Alter von 14 Jahren von seinem Vater Helmut Beyer (1927-1990), der bis 1968 Bergmann in Freiberg war und danach von seinem Nachbarn Horst Glöß in diese Technik eingeführt wurde. In Falko Beyers Werkstatt befindet sich eine große Vorrichtung für Bäume von 25 bis 150 cm. Daran arbeitet er im Stehen. An der Kleinen, die auf die Tischplatte gespannt ist, arbeitet er im Sitzen. Damit sticht er Bäume bis ca. 25 cm Länge. Seine Spanbäume sind meist in Zapfenform gearbeitet. In den Mustervitrinen stehen aber auch Spanbäume in Bauchform, die die weiteste Ausdehnung in der Mitte aufweisen.

Die Kunst des Spanbaumstechens wird heute meist in den Familien weitergegeben und wird deshalb nur Umkreis von Seiffen ausgeführt. (A.K.)

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