Foto: Dt. Fotothek

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Die Ullmann-Schmiede aus Pfaffroda

Geschichtliches und Familie

Im Folgenden steht eine Schmiede mit einer besonderen Geschichte im Mittelpunkt. Um 1760 an der Freiberger Straße 48 erbaut, wurde das unter Denkmalschutz stehende Objekt, nach der Einstellung des Schmiedebetriebes, für die Umsetzung in das Erzgebirgische Freilichtmuseum Seiffen empfohlen, in den Jahren 1997-99 dokumentiert und geborgen. Bis zum Wiederaufbau sollten einige Jahre vergehen. Fördermittel der Europäischen Union machten es schließlich möglich: Die alte Schmiede fand, innerhalb des deutsch-tschechischen Projektes der Gemeinde Kurort Seiffen „Gemeinsame Geschichte und Traditionen im Erzgebirge aktiv erleben“, in den Jahren 2016 bis 2020 seinen Platz im Freilichtmuseum. Ab dem Herbst 2020 wird die am Original orientiert eingerichtete Werkstatt für Besucher geöffnet sein.

In dem museumseigenen Begleitheft kann man nachlesen: „Das Werkstattgebäude wurde mindestens ab 1851 als Schmiede genutzt. Ab 1888 übernahm der Schmied Karl Traugott Ullmann das Anwesen, der Hufschmied Max Otto Ullmann folgte 1920. Vor der Schmiede befindet sich ein ebener Platz, auf dem sich all jene Arbeiten vollzogen, die nur im Freien möglich waren. Von diesem Vorplatz aus war über eine außen seitlich angebrachte Treppe das Dachgeschoss zu erreichen. Hier lagerten kleine Materialien und Vorräte. Das große zweiflüglige Tor ermöglicht einen großzügigen Zugang zur Werkstatt. Im Inneren existiert nur ein Raum, der durch eine rechts errichtete Mauer inklusive Schornstein vom Schmiedefeuer getrennt ist. Das Schmiedefeuer mit seinem Abzug und einer zusätzlichen Luftzuführung dient dem Erhitzendes Werkstückes. Oberhalb der Stelle befindet sich ein Rauchfang, der als Abzug für Rauch und Funken dient. Neben dem Herd, volkstümlich nur als „Esse“ bezeichnet, musste das wichtigste Werkzeug auch während des Schmiedevorganges schnell erreichbar sein. Beim Formen des Metalls nimmt der Amboss eine zentrale Bedeutung ein.

Bauliche Bestandsaufnahme am Originalstandort

Der Blick auf diesen Situationsplan aus dem Jahre 1881 und auch das Foto auf der vorangegangenen Seite zeigen, dass die spätere „Ullmann-Schmiede“ mit ihrem hinteren Giebel an ein Wohnhaus grenzte. Der damalige Besitzer Karl Friedrich Kaden plante einen Anbau, um in seinem Haus Platz für Gerätschaften zu schaffen. Anscheinend reichte ihm sein bisheriger Gewerberaum nicht mehr aus. Wenn man heute in der neu errichteten Schmiede steht, kann man sein Ansinnen verstehen. Es ist zu eng, um größere Geräte, die die Leute ihm zur Reparatur brachten, unterzustellen.  Und der Raum für Rohstoffe (Metalle und Kohlen) ist auch knapp bemessen. Altmetalle wurden später im Freien, in zwei Kisten unter der Treppe gelagert, damit sie der Schrotthändler jederzeit abholen konnte, das wissen wir.

Die Schmiede Karl Friedrich Kadens war um das Jahr 1760 als Werkstatt erbaut worden, das Wohngebäude vermutlich zeitgleich. Ab 1851 war der erste Schmied in der Werkstatt tätig, Gottlieb Friedrich Oehme. Von ihm hatte Kaden das Anwesen im Jahre 1880 erworben. Acht Jahre später reiften die Anbaupläne. Im gleichen Jahr noch ging der Besitz an Karl Traugott Ullmann über (siehe Bild Seite 51), bevor oder nachdem der Bau realisiert worden war, ist nicht bekannt. Jedenfalls stand dem ersten Ullmann-Schmied der zusätzliche Gewerberaum zur Verfügung. 1920 übernahm dann dessen Sohn, Max Otto Ullmann, ein geprüfter Hufschmied, das kleine Unternehmen. Der „Schmied-Max“ war im Dorf beliebt, wie schon berichtet wurde. Sein Sohn Herbert, der ebenfalls ein anerkannter Hufschmied war, arbeitete zunächst in einer Olbernhauer Metallbaufirma, um am Nachmittag dann seinem Vater zu helfen. Von 1960-83 leitete Herbert Ullmann dann den kleinen Familienbetrieb. 

1984 erwarb eine Familie Einhorn das Anwesen. Sie ließ das alte, inzwischen marode Wohnhaus abtragen und ersetzte es durch einen Neubau. Die Schmiede wurde 1997 von Mitarbeitern des Seiffener Freilichtmuseums dokumentiert. So schlecht der Zustand der Ullmann-Schmiede damals in Pfaffroda, aufgrund des Alters und des feuchten Standortes, war, es zeigten sich einige bauliche Besonderheiten, die das Interesse weckten. Besonders die Ausführung des Dachstuhls, die vollständig erhalten gebliebenen Natursteinmauern und die typischen Fenster– und Türumleibungen waren wohl der Grund, warum dieses Kleinod aus der Zeit des Barock unter Denkmalschutz gestellt worden war. Nachdem alles dokumentiert war, ging es ans Abgetragen und an den Transport in das 22 Kilometer entfernte Spielzeugdorf. Die gesicherten Bauteile lagerte man dort in Holzschuppen ein, wo sie vor der Witterung geschützt waren. Allerdings war man damals nicht davon ausgegangen, dass die Schuppen 20 Jahre lang ihren Dienst tun müssten.

Als 2016 endlich die Finanzierung für den Aufbau der Schmiede gesichert war, musste man bei einer Sichtung feststellen, dass die originalen Bauteile, wie die Türen und Fenster nur noch als Muster für Neuanfertigungen dienen konnten. Der Dachstuhl war noch gut erhalten. Weil die Schmiede jedoch künftig öffentlich begehbar sein sollte, durfte das Tragwerk aus sicherheitstechnischen Gründen nicht verwendet werden. (ctb)

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