Berufe bei der Glashütte Heidelbach

Aus der Gründungszeit der Heidelbacher Glashütte ist nur der Besitzer bekannt, dessen eigentliche Tätigkeit sich hinter seinem Familiennamen „Glaser“ verbirgt. Er gehörte zu der im Erzgebirge weit verbreiteten Hüttenmeisterfamilie Preußler an. 

Dem Hüttenmeister oblag es, die Schmelze nach bestimmten, geheimen Rezepten zu mischen, die Gläser zu blasen und den gesamten Prozess zu überwachen. Sicher arbeitete er darüber hinaus anfangs noch als Holzfällen, Aschebrennen und Hafenmachen und war so als Besitzer in alle Fertigungsprozesse integriert. Trotzdem konnte auch damals eine Glashütte nicht von einer Person allein betrieben werden. Es wurde mindestens noch ein Schürer, ein Kübelmacher, der den Glasposten aus dem Ofen entnahm und eine Glasblase daraus formte, natürlich der Hüttenmeister der das Endprodukt formte und ein Gehilfe, der ggf. die Glasform bediente und das fertige Produkt in den Kühlofen trug. (Abb.48)

1601 wird im Kirchenbuch Nicol Preußler als erste Person mit Berufsbezeichnung „Hüttenmeister“ genannt. Hüttenmeister wohnten bis 1714 in Seiffen, danach auf der Glashütte in Heidelbach. 

An Bergbauberufen werden erst 1624 ein Pingensteiger und ein Berggesell gar erst 1644 erwähnt. Dies und die Besetzung des Ortsrichters   durch Glasmacher, belegen, dass die gesellschaftliche und soziale Stellung der Glasmacher, damals die der Bergleute überragte. Die Berufsbezeichnung Glasmacher blieb bis in das 19. Jahrhundert bestehen. 

Im Lauf der Zeit kommt bilden sich zwar Spezialisten, wie Tafelglasmacher, Scheibenmacher, Glasschneider oder Glasmaler heraus, eine gesellschaftliche Differenzierung ist aus den unterschiedlichen Berufsbezeichnungen nicht zu erkennen. So wird Gottfried Preußler als Glasmacher, Scheibenmacher und auch als Schraubenmacher genannt. 

Um 1770 trat erstmals die Berufsbezeichnung des Glasarbeiters auf. Der Glasmacher stand nun nichtmehr in der einstigen, etwas herausgehobenen Position, sondern war zum einfachen Arbeiter geworden. 

Glasmaler sind hier wohl seit 1580 tätig. Somit zählt die Heidelbacher Hütte zu den Glashütten Deutschlands, an denen die Emailmalerei sehr früh ausgeführt wurde. 1612 entstanden hochwertige Kabinettscheiben, die die vier Evangelisten zeigen. (Abb. 45)   

Die Emailmalerei erlangte in Heidelbach ein hohes Niveau, wie es die (Abb. 44) belegt. Heidelbacher Glasschneider zählen mit zu den frühesten, die diese Kunst in Europa ausübten. Aus Oberseiffenbach stammte Glas- und Steinschneider Abraham Christoph Stephani. Er erlernte seine Kunst an der Heidelbacher Glashütte. Sowohl Glasmaler als auch Glasschneider arbeiteten in ihren Wohnungen, die sich in Heidelbach, Seiffen, Heidelberg und Oberseiffenbach befanden. 

Neben den Arbeiten am Ofen und den Veredelungen waren noch weitere Tätigkeiten an einer Glashütte notwendig. Bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts gab es kaum Spezialisierungen. 

Der erste Fachmann, den die Quellen neben den Hüttenmeistern nennen, ist der Aschbrenner. Sie „… verheizten die Aschewälder nicht, …im Gegenteil, sie schufen mit dem Aschebrand Natur- und Kulturwälder.“ Sie hatten eine sehr große Verantwortung keine Waldbrände zu entfachen. 

Der Schürer hatte während des Glasbrennens den Ofen nicht nur schlechthin zu heizen, er musste auch stets eine gleichmäßige Temperatur Glasofens gewährleisten. 

Der Glasformendrechsler schuf mit großem Können die Negativformen vieler Hohlgläser. 

Frauen arbeiteten als Einbinderinnen der Fertigwaren und Kinder als Einträger, die das noch heiße Glasprodukt zum Kühlofen trugen. Allerdings werden sie in den Quellen nie genannt. 

Der Absatz der Fertigwaren geschah bis um 1714 teils durch den Glasmeister selbst, der seine Waren mit Pferdewagen auf die Märkte und zum sächsischen Hof transportierte. Später übernahmen Seiffener Fuhrleute diese Transporte als Lohnfuhren. Glashändler hausierten mit kleinen Mengen in die Dörfer und Städte. 

Glasmacher, vor allem die Glasmeister zählten bis um 1700 zur sozial stärksten Schicht in einem Ort, in dem Bergleute, Drechsler und andere Gewerbe ansässig waren. Nachdem im 16. Jahrhundert die Glasmeister als Ortsrichters fungierten, nahmen dieses Amt im 17. Jahrhundert auch Glasmacher ein. Zunehmend gab es neben wohlhabenden auch arme Glasmacher. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren alle an der Glashütte Beschäftigten zu Lohnempfängern geworden, die nun als Glasarbeiter bezeichnet wurden. 

(A. K.)

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