Flinten für Knaben – Die Firma der Gebrüder Kaden, Deutschkatharinenberg

In Deutschneudorfs Ortsteil Deutschkatharinenberg befindet sich gleich am Anfang des Morgengründels ein kompaktes und dennoch aus mehreren Gebäuden bestehendes Betriebsgelände. Über viele Jahrzehnte beherbergte es die Firma „Gebr. Kaden, Deutschkatharinenberg“.

Die Produktpalette dieser Firma wich von denen der anderen Fabriken im Seiffener Gebiet ab und dennoch wurde sie zeitweise als Spielwarenfabrik bezeichnet. Über viele Jahrzehnte produzierten die Kadens Kindergewehre/Flinten, Spielzeugpistolen und Armbrüste sowie die dazugehörigen Pfeile. Bis heute nennt man das Gelände beim „Flinten-Kaden“. Diesem Betrieb sollen die folgenden Ausführungen gewidmet sein.

Einen kurzen historischen Abriss dieser Firma gibt das Buch „375 Jahre Deutschneudorf“ (…). Sehr wichtige Hinweise erhielt der Verfasser von Herrn Karl Harzer, der in Deutschneudorf wohnt und in dieser Firma von 1969 bis 1978 als Technischer-, später Produktionsleiter tätig war. So stammen die meisten der hier aufgezeichneten Daten und Informationen aus Gesprächen des Verfassers mit Herrn Karl Harzer.

Im Archiv des Seiffener Spielzeugmuseums befinden sich Geschäftsbücher dieser Firma mit folgenden Titeln:

  • Vier Geschäftsbücher mit Soll und Haben vom Januar 1927 bis Dezember 1932 und 1946 bis 1949;
  • acht Kassenbücher vom Dezember 1932 bis Februar 1949;
  • zwei Rechnungseingangsbücher vom Januar 1925 bis Dezember 1940;
  • zwei Verkaufsbücher Gewehre vom Juni 1932 bis September 1934 und vom Januar 1939 bis Februar 1947 und
  • ein Federkästen-Verkaufsbuch August 1932 bis Dezember 1941.

Zur intensiveren Auswertung dieser Geschäftsbücher stellte Herr Christian Gabler, Deutschneudorf den Firmenkatalog des Jahres 1935 zur Verfügung, mit dem sich viele Informationen, die die Geschäftsbücher beinhalten, noch besser verdeutlichen lassen.

Zwar nimmt die Auswertung der genannten Geschäftsbücher einen breiten Raum ein, aber auch die Möbelproduktion, die Herstellung von Elektroteilen und das besondere soziale Engagement dieser Firma unter der Leitung von Herrn Henry Kaden in der DDR sollen behandelt werden.

Zur Geschichte der Firma

Im Jahr 1883 gründete Jesias David Jonas Kaden (1859 – 1929) in Heidersdorf eine Firma, die vorrangig Wäscheklammern aus Holz produzierte. Wohl noch vor 1909 setzte Kaden die gesamte Firma in das Deutschkatharinenberger Morgengründel um. David Kaden ging Pleite, ob dies bereits in Heidersdorf geschah oder erst in Deutschkatharinenberg ist nicht bekannt. Die Firma übernahm seine Frau Ida Kaden und kaufte auch die Gebäude am neuen Standort.

Ida war eine geborene Walther, die aus einer wohlhabenden Familie stammte. Dass sie mit der Familie, die in Thüringen die „Walther-Pistolen“ herstellte, verwandt sei und auf diesem Wege die Gewehr- und Pistolenproduktion für Kinder aufgenommen wurde, ist vage. Wahrscheinlicher wäre, diese Spielzeuggewehre als Folgeproduktion der Olbernhauer Gewehrproduktion anzusehen.

Der Fortunagraben, der oberhalb des späteren Bahngleises verlief, und das Wasser des Bächleins im Morgengründel trieben das damals noch notwendige Wasserrad an. Unmittelbar an dieses Grundstück grenzte das Sägewerk der Firma Ernst Fischer, das auch Dachschindeln, Kartonagenleisten, vor allem jedoch Holzkisten produzierte. Ende der 30er Jahre übernahm diesen Betrieb Fritz Steglich. Das Gelände dieses dann stillgelegten Betriebes wurde um 1963 in den Betrieb Gebr. Kaden integriert.

1918 übernahmen Davids Söhne Emil, Arno und Willy Kaden den Betrieb und firmierten fortan als „Gebrüder Kaden, Deutschkatharinenberg.“ Von Beginn an nutzten sie natürlich die Leipziger Messe, um die Geschäfte zu forcieren. Ihr Messestand befand sich im Messehaus UNION.

Anfangs bezog man das für die Gewehrproduktion benötigte Buchenholz aus böhmischen Wäldern. Während der Inflation konnte man das Holz nicht mehr bezahlen und musste es im Harz kaufen. Um Transportkosten zu sparen, erwarb die Firma 1925 eine Industriebrache in Silberhütte, heute ein Stadtteil von Harzgerode, wo sich große Buchenbestände befanden. Der Großteil des Holzes kam für die Gewehrproduktion nach Deutschkatharinenberg, aus dem minderwertigen Holz wurden in Silberhütte Klammern gefertigt. Auf Grund des hohen Transportaufkommens zwischen den beiden Betrieben wurde dafür auf dem Bahnhof Deutschkatharinenberg eine separate Fläche zur Lagerung ihrer Waren eingerichtet. Den Betrieb in Silberhütte leitete Emil Kaden.

1943 wurde dieser Betriebsteil in Silberhütte, angeblich wegen zu humaner Behandlung der 10 Fremdarbeiterinnen, stillgelegt. Mit dem Einmarsch der Amerikaner 1945 begann sofort die Klammernproduktion. Zu dieser Zeit kam der aus Schlesien vertriebene Ernst Labuda als Arbeiter in diesen Betrieb. Seine Fähigkeiten ließen ihn bald zum Vorarbeiter und später zum Geschäftsführer aufsteigen. Ende der 50er Jahre kaufte Labuda den Betrieb von den Gebrüdern Kaden. Mit seinen Produkten, wie Fußbänke, Frühstücksbrettchen und Federkästen besuchte er auch die Leipziger Messe. Dieser Betrieb existierte bis zur Wende. Alle Gebäude wurden dann abgerissen. Auf diesem Gelände befindet sich heute der „Waldhof“, eine forstpädagogische Einrichtung für Kinder.
 
Seit dem 50-jährigen Jubiläum zierte den Briefkopf der Firma neben einer Fabrikansicht die Aufschrift: „Gebr. Kaden – Kindergewehre und Holzwaren – Spezialität: KINDERGEWEHRE, Spielwaren und Wäscheklammern.“ Die Brüder Arno und Willy führten den Betrieb in Deutschkatharinenberg. 1940 kam es zu einem Brand in der Fabrik. Willy half bei den Löscharbeiten und verletzte sich dabei mit einem Feuerlöscher so schwer, dass ihm die Ärzte zu einer Amputation des Armes rieten. Er schlug dies jedoch aus und verstarb bald an den Folgen dieser Verletzung. Willys Sohn Henry Kaden übernahm wenig später die Position seines Vaters. Im März des gleichen Jahres sind erste Lieferungen an das Reichsluftfahrtministerium verzeichnet. Sie stiegen so stark an, dass im April 1945 wohl nur Rüstungsgüter produziert wurden. Henry Kaden kehrte 1946 aus amerikanischer Gefangenschaft zurück und setze seine Tätigkeit als Betriebsleiter fort.

Jedoch wurden die Arbeits- und Lebensbedingungen für selbständige Unternehmer, vor allem seit Gründung der DDR im Jahr 1949, zunehmend schlechter. So betrug der Steuersatz bis zu 90%. Auch Lebensmittelmarken wurden privaten Unternehmern verwehrt. Kurz vor den Unruhen im Juni 1953 siedelte Henry Kaden mit seiner Familie nach Westdeutschland über. Jedoch fand er hier keine angemessene Arbeit.

Da sich die Bedingungen nach 1953 auch für Unternehmer etwas verbesserten, konnte ihn seine Mutter Olga zur Rückkehr bewegen. Zwar wurde der Betrieb „halbstaatlich“, das bedeutete, dass vom Staat hohe Investitionen flossen, dennoch blieb Henry Kaden Betriebsleiter. Als so genannter Komplementär erhielt er ein Festgehalt und war am Betriebsgewinn beteiligt.

Vor allem in den 60er Jahren tat Henry Kaden sehr viel für soziale Verbesserungen in diesem Betrieb. So wurde eine Betriebsküche mit Speiseraum eingerichtet. Auch so manches Schlachtfest, Weihnachtsfeiern und viel andere Vergnügungen fand hier statt, zu denen oft bekannte Künstler, die über die Konzert- und Gastspieldirektion vermittelt wurden, auftraten. Bei der Friseuse und einer Kosmetikerin konnte man sich schön machen lassen. Die dazu benötigte Zeit wurde natürlich nachgearbeitet. Auch eine Sauna und Wannenbäder mit Unterwassermassagen wurden eingerichtet, die nicht nur den Betriebsangehörigen zur Verfügung standen. Gar Übernachtungsmöglichkeiten wurden geschaffen. Die Firma Gebr. Kaden war nicht nur aus der Sicht der Betriebswirtschaft, sondern auch auf sozialem Gebiet über die Grenzen Deutschneudorfs hinaus Struktur bestimmend.

Im Rahmen der DDR-weiten Verstaatlichung der meisten Betriebe, die mehr als 10 Angestellte beschäftigten, wurde auch dieser Betrieb 1971 ein 100%iger VEB. Henry Kaden erhielt eine geringe Abfindung und blieb Betriebsleiter. Auf Grund der bereits 1968 von einem Sonneberger Betrieb übernommen Produktion von Schraubkappen für Sicherungskästen, erhielt der Betrieb ab 1972 den Firmennamen „Elektroinstallation Deutschneudorf“ (EID) und war nun ein Betrieb im „VEB Kombinat Elektroinstallation Sondershausen“.

1980 gab Henry Kaden aus gesundheitlichen Gründen den Posten als Betriebsleiter ab und schied aus dem Betrieb aus. 1988 wurden die ehemaligen Betrieb „Zimmermann & Co.“ und „Gebr. Kaden“ zum „VEB NARVA Rosa Luxemburg Leuchtenbau Deutschneudorf“ vereinigt und dem „VEB Kombinat Keramische Werke Hermsdorf“ angegliedert.

Zum Produktionsprofil

Als David Kaden 1883 die Firma in Heidersdorf gegründete, waren zweifellos Holzklammern die wichtigsten Produkte. Wahrscheinlich gehörten dazu nicht nur die einfachen Klammerwinkel, sondern bereits auch die mit einer Metallspirale versehenen Patentklammern. Es wird auch angenommen, dass bereits hier Federkästen, Spielwaren, wohl auch Kindergewehre hergestellt wurden und man das entsprechende technologische Wissen nach Deutschkatharinenberg übertrug.
 
Holzklammern stellten mindestens bis 1932 den Hauptanteil der Produktion dar. In diesem Jahr setzte sich der Gesamtumsatz wie folgt zusammen:

Klammern92.822,68 RM
Gewehre82.622,79 RM
Federkästen4.676,76 RM
Knie-Heil2.689,41 RM
Gesamtjahresumsatz182.811,67 RM

Klammern wurde ebenfalls in Silberhütte produziert und in sehr großen Stückzahlen nach England geliefert.

Bei der Kategorie „Knie-Heil“ handelt es sich um flache Holzvorrichtungen, die mit Rollen versehen waren. Frauen, die den Fußboden scheuerten, mussten nun nicht mehr auf den Knien rutschen, sondern knieten sich auf den „Knie-Heil“ und rollten damit über den Fußboden. So blieben die Knie trocken und vor allem heile.

Bekannt war die Firma Gebr. Kaden vor allem durch die Produktion von Kindergewehren. Dieses Knabenspielzeug hat eine lange Tradition. Schon die Kinder sollten mit dem Militär, das sehr geachtet war, spielerisch vertraut werden. Sie lernten damit den Umgang mit einer Waffe und „Tugenden“ des Militärs. Eltern befürworteten das Spiel mit den Kindergewehren, denn der spätere Beruf des Offiziers versprach Sicherheit und gutes Einkommen. Bereits 1831 warb man in der Leipziger Zeitung für „Lütticher Kinder-Gewehre zum Exerciren“.

Von 1703 bis 1815 rüsteten die Büchsenmacher von Suhl und Olbernhau die gesamte sächsische Armee mit Gewehren aus. Von 1815 bis 1854 übernahmen die Olbernhauer Manufakturen diese Aufgabe allein. Ab 1863 stellte hier Adolf Kempe Kindergewehre her. Zu dieser Zeit produzierte man auch im nahen böhmischen Gabrielahütten/Gabrielna Huť Teile für Kindergewehre.

Im Jahr 1900 warb die Firma „Eureka“ aus Raststatt/Baden, dass Kinder mit ihren Gewehren „Gefahrlosen Schieß-Sport“ betreiben könnten.

Auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1938 waren folgende Firmen, die Kinderschusswaffen produzierten, vertreten:

  • Kindergewehrfabrik und Sägewerk Ernst Müller & Sohn, Olbernhau
  • Adrian & Rode, Velbert/Rhein
  • Gebr. Kaden, Deutschkatharinenberg
  • Schrödel, J. G., Nürnberg

Diese Firmen konkurrierten auf dem Markt der Kindergewehre.
 
Der Umsatz der Gewehrproduktion überstieg bereits 1933 den Umsatz für Klammern um mehr als 30.000 RM. Die Firma produzierte Gewehre, Pistolen und Armbrüste nebst Zielscheiben. Vielleicht gingen in die Bilanzsumme „Gewehre“ auch diese Erzeugnisse mit ein. Die Angaben in Tabelle 1 wurden dem Firmenkatalog von 1935 entnommen.

Mit Knallgewehren und Knallpistolen, die jeweils mit einem Korken ausgerüstet waren, erwirtschaftete man den größten Teil des Umsatzes in der Kategorie „Gewehre“. Man stellte sie auch in Silberhütte her. Das Rechnungseingangsbuch belegt allein in der Zeit vom 16.4.1925 bis zum 18.9.1925 Eingänge von 400.000 Korken. Daran ist zu erkennen, dass allein im Jahr 1925 die Firma um die 400.000 derartiger Kinderschusswaffen hergestellt hat. Die Korken lieferten die Firma Ernst Groß, Raschau sowie die Firma Merkel, ebenfalls Raschau. Zündplättchen und Pfeilkappen kaufte man bei der „Rheinische-Westfälischen Sprengstoff AG Berlin“. Das Flintenband bezog man aus Pulsnitz.

Es wurden nicht nur Spielzeugarmbrüste, sondern auch große Armbrüste für Schützenvereine hergestellt, womit sie trainierten und den Schützenkönig ermittelten.
Im Verkaufsbuch „Gewehre – Juni 1932 bis September 1934“ sind für das Jahr 1932 u. a. folgende Länder verzeichnet, in die sie die Firma exportierte: Brasilien, Belgien, Holland, Schweden, die Schweiz, die USA, Rumänien, Luxemburg, die ČSR und Schottland. England ist hier nicht verzeichnet. Jedoch lieferte der Betrieb in Silberhütte riesige Mengen an Gewehren direkt nach England. Von hier wurden sie sicher, wie anderes erzgebirgisches Spielzeug auch, in die Kolonien geschickt.

Aber auch einheimische Verleger, wie C. F. Drechselt, Grünhainichen, Johann David Oehme, Grünhainichen und Max Hetze, Seiffen, kauften große Posten dieser Kindergewehre.

Zwar stellte man, wie die Geschäftsbücher aussagen, die Gewehrproduktion im November 1941 zu Gunsten der Rüstungsproduktion ein, jedoch bereits im Oktober 1945 bezieht die Fa. Max Hetze, Seiffen wieder Gewehre. Die Gewehrproduktion wurde erst 1970 eingestellt. Jedoch allein die hier geschriebenen Zeilen belegen: Der „Firmenspitzname“ „Flinten-Kaden“ bestand und besteht zu Recht.

Die Kategorie „Leisten“, deren Umsatzvolumen immer sehr hoch war, überstieg selbst das der Gewehre. Dennoch ist nicht geklärt, welche Produkte in die Kategorie Leisten einflossen. Derartige Leisten wurden anfangs hauptsächlich als Handleisten für Wringmaschinen10 gefertigt. Leisten wurden wohl im Wesentlichen an Metall verarbeitende Betriebe geliefert, wie die Einträge von Lieferungen an die Krauss-Werke Schwarzenberg und die Firma H. W. Schmidt, Döbeln belegen. Ab März 1942 sind die „Leisten“ unter Heeresbedarf verzeichnet und werden darunter auch an die Fahrradwerke „Junior“ in Graz geliefert. Im Jahre 1943 änderte man die Kategorie in „Leisten Einsätze“. Als letzte Firma bezog im Juni 1945 Kurt Storch in Deutschneudorf „Leisten Einsätze“. Damit endet die Leistenproduktion der Firma Gebr. Kaden.

Aus den Abfällen der Gewehr- und Leistenproduktion fertigte man Mundspatel. Dies war Füllproduktion und geschah vor allem in Zeiten, in denen es nur wenige andere Aufträge gab. Man konnte damit Arbeitslosigkeit abwenden.

Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts schrieben Schulkinder mit einem Schieferstift auf einer Schiefertafel. Die Schieferstifte bewahrte man im Schieferkasten auf. Als die Federhalter aufkamen, bezeichnete man sie als Federkästen. Eine besondere Art waren „Degendos“. Sie waren viel größer als die Federkästen und wurden für Künstler, hauptsächlich in Holland, gefertigt. Federkästen nahmen bei den Gebr. Kaden einen besonders großen Produktionsumfang ein. Es gab sie in den Ausführungen zum Klappen, mit Ausfräsungen, die einen Deckel zum Schieben hatten, Letztere auch mit zwei „Etagen“, wobei die obere zur Seite gedreht werden konnte.

Federkästen wurden von sehr vielen Firmen u. a. in Deutscheinsiedel, Rothenthal und in böhmischen Orten, aber auch in Silberhütte produziert. Federkästen einzelnen Firmen zuzuordnen, ist sehr schwierig, da auch die Motive der aufgeklebten Papierstreifen oft von mehreren Herstellern verwendet wurden. In den Geschäftsbüchern sind oft in den Monaten Dezember bis Februar die größten Lieferungen an Federkästen verzeichnet. Das liegt sicher darin begründet, dass damals der Schulanfang zu Ostern stattfand. Ab 1942 sind keine Umsätze für Federkästen mehr ausgewiesen. Silberhütte produzierte sie noch bis Ende der 50er Jahre.

Im März 1940 begann die Firma mit der Rüstungsproduktion. Zunächst war das Reichsluftfahrtministerium (RLM) der Auftraggeber, später das Oberste Heereskommando (OKH). Seit September 1941 wurden Klappstühle für Luftschutzkeller und Munitionskisten hergestellt. Bereits die Jahresaufstellung 1943 weist nur noch Lieferungen von Rüstungsgütern aus. Im Betriebsteil Silberhütte wurden Leisten für Geschosskörbe – Körbe zum Transport von Granaten etc. – produziert. Die letzte Lieferung an das OKH fand am 10. April 1945 statt.

Nach Kriegsende gehörten Gebrauchswaren wie Stühle, Tische, Klammern etc. zum Produktionsprogramm. Das Verkaufsbuch endet Februar 1947.

In den 50er und 60er Jahren produzierte die Firma anfangs Puppenwagen. Die Firma Gebr. Kaden entwickelte man immer stärker zu einer Möbelfabrik. Garderobenschränke, Küchenspülen, Hocker, auch mit Fell bezogen, Fußbänke, Teewagen etc. wurden hergestellt. Ein besonderes Produkt der Firma waren die Tabletts. Sie wurden aus verschiedenfarbiger Pappe gepresst und die Transportfläche mit Bildern versehen. 1968 musste die Produktion der Tabletts eingestellt werden, da nicht mehr genügend Pappe zu Verfügung stand. Die oben genannten umfangreichen sozialen Maßnahmen zeugen davon, dass die Firma ertragreich arbeitete.

Doch seit Mitte der 60er Jahre begann die Produktion der Möbel zu stocken. Ein willkommener Ausweg war die Übernahme der Produktion von Schraubkappen vom „VEB Elektrogerätewerk Sonneberg-Oberlind“ im Jahr 1967. Schraubkappen dienten zur Halterung von Sicherungen im Sicherungskasten und bestanden im Wesentlichen aus einer Porzellankappe, einem Gewindeteil aus dünnem Blech, einem runden Glasteil und einem Sprengring. Sie wurden millionenfach nach Schweden und Italien, die Niederlande und in die BRD exportiert. Die dafür vom Staat gezahlte Exportprämie, von der 70% die Belegschaft und 30% der Komplementär, der private Miteigentümer neben dem Staat, erhielten, war ein weiterer Vorteil bei der Aufnahme der Schraubkappen und Wärmeschalter in das Produktionsprofil der Firma Gebrüder Kaden. Dieses Erzeugnis montierten hauptsächlich Heimarbeiterinnen, von denen die meisten in dem Bauerndorf Friedebach wohnten. Bald nahm die Montage in diesem Ort einen Umfang an, der es erlaubte, in Friedebach ein Gebäude zu bauen, in dem die ehemaligen Heimarbeiterinnen einen festen Arbeitsplatz erhielten.

Nach der Zusammenlegung mit der Firma Zico 1988 war wohl das bekannteste Produkt der so genannte Philips- oder Schwedenstern. Dünne Holzfurniere bildeten einen Stern, der aus dem Zentrum beleuchtet wurde und sehr angenehmes, warmes Licht verbreitete und so als weihnachtlicher Fensterschmuck diente. Hauptauftraggeber dafür war die Firma „Philips“ und das wichtigste Exportland war Schweden.

Diese Firma existierte bis zur Wende 1990. Danach wurde sie aufgegliedert in die Firma ELDEK, in der bis 1994 weiterhin Schraubkappen gefertigt wurden, und die Firma „KONTAKT Geräteschalter GmbH“, die verschiedene Schalter hergestellte.

Seit 2002 befindet sich in den Gebäuden der Firma Gebr. Kaden nun die Firma Günter Gläser Leuchtenherstellung e. K.. Günter Gläser und der Entwerfer Weinhold entwickelten einen neuartigen Schwibbogen, der mit einer Plexiglasscheibe versehen ist, auf der Motive zu sehen sind, die man nicht nur in der Weihnachtszeit, sondern ganzjährig ansehen kann. Diese Bögen werden mittels elektrischem Leuchtmittel von unten beleuchtet. Nach den beiden Entwicklern trägt diese Neuigkeit die Bezeichnung „WEIGLA“. Neben diesem neuartigen Leuchtmittel werden hier jedoch auch traditionelle Schwibbögen hergestellt.

Die von David Kaden 1883 gegründete Firma ist ein wunderbares Beispiel, wie innovative Menschen den Markt beobachten und die Produktion ihres Betriebes diesem anpassen. So waren Holzklammern um 1900 ein ergiebiges Erzeugnis. Während der unangenehmen geschäftlichen Lage konnte die Ehefrau den Betrieb weiterführen. Von den drei Söhnen richtete Emil einen Betriebsteil im hunderte Kilometer entfernten Silberhütte ein, um Währungsschwankungen auszugleichen und günstiger an den Rohstoff Holz zu kommen. Leisten für unterschiedliche Anwendungen brachten einen großen Gewinn ein. Federkästen und vor allem Kindergewehre wurden in riesigen Stückzahlen produziert. Während des Zweiten Weltkrieges musste auch diese Firma für die Rüstung produzieren. Die dafür benötigten Stühle wurden nach dem Krieg weiter hergestellt und die Produktion mit anderen Möbeln erweitert. Auf Grund günstiger wirtschaftlicher Bedingungen nahm man Schraubkappen für die Elektroindustrie in das Produktionsprofil auf, in dessen Tradition heute auch die elektrischen Schwibbögen stehen.

Jedoch ist geblieben, dass dieses Fabrikgelände in Deutschkatharinenberg noch heute beim „Flinten-Kaden“ genannt wird.

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