Salzfuhrleute

Salz bedeutete im Mittelalter Reichtum und Macht, denn es war nicht nur zum Verzehr wichtig, sondern auch für die Konservierung von Lebensmitteln und das „produzierende Gewerbe“ unabdingbar, zum Beispiel bei der Verarbeitung von Fellen, in der Glas- und Keramikherstellung sowie bei der Metallveredelung.

Während Böhmen nur über geringe Salzvorkommen verfügt, sind Mittel- und Süddeutschland mit reichen Lagerstätten gesegnet. Deshalb tauschten schon die in Böhmen siedelnden Kelten vor 2.400 Jahren ihre Produkte gegen das wertvolle Weiß aus dem Salzkammergut ein, gegen Salz aus Hallstatt zum Beispiel, dem weltweit ältesten Salzbergwerk. Die Hallischen Salinen, rund 200 Kilometer nördlich des Erzgebirgskammes gelegen, nahmen etwa vor zur gleichen Zeit ihre Produktion auf. Ihr Salz war begehrt und war für die im Norden und Süden des Erzgebirges ab etwa 600 n. Chr. siedelnden slawische Stämme leichter erreichbar.

Betrachtet man die Luftlinie von Halle nach Prag, kann man in der alten Salzstraße über Leipzig, Leisnig, Oederan, Sayda, Deutsch- bzw. Böhmische Einsiedel/ Mníšek, Oberleutensdorf/ Litvínov und Most/Brüx die kürzeste Verbindung zwischen Halle und Prag erkennen.
 
Die Salzhändler waren Bauersleute, oder auch „ledige Gesellen“ und Knechte, die im Nebenerwerb, entweder auf eigene Rechnung oder im Auftrag wohlhabender Handelsherrn unterwegs waren. Sie transportierten das kostbare Salz entweder in hölzernen Kraxen auf dem eigenen Rücken oder mit Hilfe von Lasttieren, kleinwüchsigen, stämmigen Pferden ähnlich den heutigen Haflingern, denen das Salz in Körben, Fässern und Säcken auf dem Rücken gebunden wurde. So ein Lastpferd schleppte etwa ein Gewicht von drei Zentnern.

Zunächst waren nur wenige Händler auf schmalen Pfaden („Saumpfaden“) unterwegs. Mit steigender Bevölkerungszahl im südlichen (und nördlichen) Erzgebirge und im Vorland wuchs der Bedarf an Salz derart, dass sich Händler in Gruppen zusammenschlossen und die Last auf Karren und bald auch mit Pferdewagen transportierten. Die Pfade traten sich aus und wurden zu breiten Wegen. Diese unbefestigten Wege verwandelten sich in der feuchten Jahreszeit zu morastigen Fahrrinnen, in denen die schweren Salztransporte nicht selten stecken blieben. Dann zahlte es sich aus, wenn der Händler in einer Gruppe reiste. Man war eher in der Lage, sich zu helfen, nicht nur bei Achs– oder Wagenbrüchen, Unfällen oder Krankheiten. Auch die Gefahr eines räuberischen Überfalls reiste mit.
 
Hatten die Salzhändler ihre Ware in Böhmen abgeliefert, beluden sie ihre Tiere oder Wagen im Tausch gegen Getreide, aber auch Bier, Branntwein, Häuten, Wolle, Hopfen und andere Produkte und transportierten sie zurück nach Halle. Hier nahm man dann wiederum Salz oder auch andere Handelsgüter auf, mit denen sich Gewinn erzielen ließ.

Der Stadt Sayda wurde im Jahre 1442 wiederholt das „Salzprivileg“ verliehen. Sie hatte damit das Recht, Salzmärkte abzuhalten und den „Salzschank“ (=Verkauf) durchzuführen. Auch die Errichtung einer Stadtwaage war in das Privileg einer Marktstadt inbegriffen. Das Recht sagte damals, dass alle Waren, die in der Stadt zum Verkauf kamen oder eingekauft wurden, auf der Stadtwaage abgewogen werden mussten. Für das Nachwiegen verlangte die Stadt eine Gebühr. Alle Dörfer der Herrschaft Purschenstein mussten ihr Salz in Sayda einkaufen.
 
Anfangs bezog man das Salz direkt von den durchfahrenden Hallischen Salzfuhrleuten. Später, genauer nach den Befreiungskriegen der Jahre 1812 und 1813, wurde das Salz von heimischen Fuhrleuten aus Leipzig herangeholt. Denn als Folge des Krieges hatte Sachsen als Verbündeter Napoleons über die Hälfte seines Territoriums an Preußen abtreten müssen und damit auch seine Salzvorkommen verloren. In Leipzig schuf man darauf eine königliche Salzniederlage, von der das Salz abgeholt werden konnte. Wahrscheinlich wurde der Salztransport für die Herrschaft Purschenstein von Sayda aus organisiert.
 
Die Kosten für den Fuhrmann, seinen Knecht, die Pferde, Straßen-, Wege- und Brückenzolle, Aufladelöhne u.a. trug die Stadt. Bei der Berechnung des Salzpreises legte sie diese dann auf die Bevölkerung um.
 
Der Salzfuhrmann erhielt in Leipzig nur gegen Vorlage eines „Salzpasses“ seine Ware, welcher von der hiesigen Stadtverwaltung ausgestellt werden musste. In den Pass wurde die Menge des transportierten Salzes, sowie die in der Salzniederlage einbehaltene Steuer eingetragen. Dieser Salzpass war bei Grenz- und Zollkontrollen und nach Ankunft in Sayda der Stadt zur Kontrolle vorzulegen.

Wenn ein Salztransport angekommen war, wurde ein Salzmarkt abgehalten. Im Auftrag der Stadt überprüfte ein „Salzschankwirt“ die Lieferung. Er wog das Salz auf der Stadtwaage und verglich das Ergebnis mit den Eintragungen im Salzpass. Ebenso prüfte er, ob unterwegs alle Steuern bezahlt worden waren. Nachdem die Kosten für die Fracht feststanden, legte der Stadtrat den Salzpreis fest, der dann den Bürgern öffentlich bekannt gemacht wurde.
 
Wahrscheinlich kauften die Bürger dann ihren Bedarf für die nächste Zeit. Eine größere Menge Salzes zu kaufen war für die Meisten unter ihnen, aufgrund des Preises, unbezahlbar. Die Abgabe des Salzes erfolgte je nach Anzahl der im Haushalt lebenden Personen. Anteile, die von Minderbemittelten bei Ankunft des Transportes nicht auf einmal bezahlt werden konnten, wurden zurückgehalten.
 
Die Dorfgemeinschaften der Herrschaft Purschenstein wurden über Sammeltransporte versorgt. So kann ein Beauftragter des Richters oder der Richter selbst zum Saydaer Salzmarkt erschienen sein, kaufte dort den Gesamtbedarf des Dorfes ein und verkaufte ihn dann in Anteilen an die Dorfbevölkerung. Dies fand sicher im Haus des Richters statt.
 
Der Salzschankwirt bzw. die Beauftragten in den Dörfern hatten darauf zu achten, dass der vom Stadtrat Sayda festgelegte Preis eingehalten wurde. Das Salz war trocken zu halten und trocken zu verkaufen. Wer das Salz anfeuchtete, um mehr Gewinn zu erzielen, wurde mit dem Entzug des Salzverkaufes und Gefängnis bestraft. Auch die Salzabgabe an Unberechtigte, also alle Menschen, die nicht zur Herrschaft gehörten, stand unter Strafe.
 
Das kleine, um 1250 entstandene Dorf Ladung (Lesná) leitet seinen Namen von einer Umladestation an dem alten Handelsweg zwischen Freiberg-Olbernhau-Brandau-Görkau-Most. Der mühsame Transport der Waren wird hier durch den jährlichen Sherpa-Cup wachgehalten, ein Berglauf über 2.325 Meter und 200 Höhenmeter. Jeder Teilnehmer absolviert diese Strecke mit Rucksack, altersabhängig beladen mit 1 bis 40 kg. Diese Veranstaltung im Mai ist ein Höhepunkt für Familien aus Tschechien und Deutschland.

Seiffener Fuhrleute im 17.-18. Jahrhundert

In den Personenstandsbüchern der Kirchgemeinde Neuhausen, zu der Seiffen bis zum Jahre 1833 zählte, findet sich eine Familie, die über mehrere Generationen hinweg als Salzfuhrmann betätigte. Johannes Kluge und seine Nachkömmlinge. Johannes lebte von 1633 bis 1712 in Seiffen. Es ist zu vermuten, dass er als Protestant, während des Dreißigjährigen Krieges aus Böhmen geflohen und nach Seiffen gekommen war. Hier fand er als Knecht beim damaligen Richter, Berg– und Bingensteiger und Mühlmeister Johannes Langer Arbeit und vermutlich auch Unterkunft.

Das Gehöft des Richters (heute: Hotel Erbgericht „Buntes Haus“) befand sich unmittelbar am Hauptkreuzungspunkt der wichtigsten Wege und Straßen Seiffens. Im Juni 1666 kaufte Johannes Kluges ein kleines, nur wenige Meter talabwärts liegendes Haus, veräußerte es jedoch 12 Monate später wieder, um sich mit im gerade gegründeten Oberseiffenbach niederzulassen. Auch der Enkel Johann Kluges, Johann Christoph, war noch Salzfuhrmann (Salz-, Fracht- und Landfuhrmann). Die Familie hatte sich im neu gegründeten Oberseiffenbach auf einer Bauernwirtschaft niedergelassen. Neben der Feldtätigkeit verdiente sie mit dem Transport verschiedener Frachten, unter anderem Salz, ihren Lebensunterhalt.

Christoph Ulbricht (*1631) wurde 1658 als Knecht des Richters Caspar Dietze genannt. Im Jahr darauf heiratete er die Tochter des Richters, bei seinem Tod 1684 „Fuhrmann und Angesessener“ in Seiffen genannt. Steffen Rudolph (haus OLN 2) (ca. 1590 bis 1686) war Fuhrmann in Seiffen und Schwiegervater des Valentin Langer, Bingensteiger. Johann Gottfried Fischer, ein Fuhrmann aus Oberseiffenbach, starb auf einer seiner Fahrten in Röhrsdorf. im Hungerjahr 1772. Er war 36 Jahre alt.
 
Die erhoffte Rettung während Hungersnot konnte Gottfried Johann Fischer (1736-1772), ein Landfuhrmann aus Heidelberg, den Seinen nicht bringen. Er war Anfang Juni, in der Nähe von Röhrsdorf, krank auf der Straße aufgefunden worden. Am 5 Juni starb er und fand seine letzte Ruhestätte in der Fremde. Gottfried Johann war am 23. November 1736, als ein Sohn des Johann Friedrich Fischer (1702-1772), Berghäuer und Steiger aus Oberseiffenbach, geboren. Sein Großvater war Johann David Fischer (1681- ), Bergmann, Mühl- und Brettschneider ebenfalls in Oberseiffenbach.

Salzmarkt in Lößnitz im Erzgebirge

Der Lößnitzer Salzmarkt geht auf das 1388 an die Stadt verliehene Salzprivileg zurück. Aus dem sich dadurch entwickelnden Handelsplatz siedelten sich auch viele Gewerke an. Zu dem heute jährlich stattfindenden Salzmarkt führen auf dem Marktplatz historische Gewerke ihr Können vor. Höhepunkt ist jeweils der „Historische Salzzug“ mit seinen vielen Bildern. Der Salzmarkt in der historischen Bergstadt Lößnitz im Erzgebirge findet in der Regel am dritten en Juni-Wochenende statt.

Catrin Tolksdorf-Bilz

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