Wege über das Erzgebirge

Miriquidi – der undurchdringliche oder dunkle Wald nannte man das Erzgebirge. Der früheste Weg über dieses Gebirge verband die Siedelgebiete um das heutige Dresden mit denen im Böhmischen Becken. Er verlief etwa von Pirna über Berggießhübel, überschritt in Nollendorf den Gebirgskamm und führte zur Mündung der Biela bei Aussig. Er wird seit ca. 5000 Jahren genutzt, denn heute folgt die Autobahn eben dieser Trasse.
 
Böhmen hat nur ganz geringe Vorkommen an Salz, darum bezog man es einst aus dem Salzkammergut. Mit der fortschreitenden Besiedlung Nordböhmens, etwa durch die Kelten vor ca. 2.500 Jahren, waren die Salzvorkommen um Halle/Saale jedoch näher. Betrachtet man die Luftlinie von Halle nach Prag, so folgt die alte Salzstraße über Leipzig, Leisnig, Oederan, Sayda, Deutsch- bzw. Böhmische Einsiedel, Oberleutensdorf, Most nach Prag eben dieser Ideallinie am stärksten. So liegt es nahe, dass dieser Weg der zweitälteste übers Erzgebirge ist. Seit etwa 600 n. Chr. siedelten im Norden und Süden des Gebirges slawische Stämme, die ihre Siedlungen nur bis zu einer Höhe von 300 m anlegten. Durch die Wälder in größeren Höhen führten nur Wege.
 
Historisch fassbar wird eine Überquerung des Gebirges durch die Umstände der Ermordung des Bischofs Arno von Würzburg im Jahr 892 bei Chemnitz. Die erste schriftliche Bestätigung einer Durchquerung des Gebirges von Nord nach Süd, die entweder im Jahr 965 oder 973 stattfand, erfolgte durch den jüdischen Händler Ibrahim Ibn Jacub.
 
Mit der zweiten Ostexpansion im 12. und 13. Jahrhundert, die auch eine Folge des Berggeschrei’s war, wurde das Erzgebirge vollständig besiedelt. Es entstanden nun weitere mittelalterliche Wege, so über Rübenau, Natzschung und Reitzenhain nach Komotau; Krima, Jöhstadt, Preßnitz und Frübuss nach Ellbogen. All diese Wege mündeten in die Via Regia, die von Paris über Leipzig nach Kiew und weiter zur Seidenstraße führte.
 
Auf diesen mittelalterlichen Wegen, auch Salzstraßen genannt, kamen auch die neuen Siedler und erkundeten von da aus den Platz, auf dem sie ihr Dorf errichten wollten. Die Wagen wurden von Tieren gezogen und eben durch deren Hufe entstanden die markanten Hohlen, die man heute noch zahlreich in der Landschaft erkennen kann, so auch bei Sayda, Neuhausen, Seiffen-Heidelberg und natürlich an den Abhängen auf der böhmischen Seite.
 
Der stärker werdende Verkehr erforderte nun die Instandhaltung der Wege, den Schutz der transportierten Waren und auch gewisse Hilfe, etwa bei der Querung von Flüssen. An diesen Stellen errichtete man Burgen, an denen Zoll gefordert und dafür auch Geleit geboten wurde. In der Grundherrschaft Purschenstein musste an der Hasenbrücke bei Neuwernsdorf, am Schloss Purschenstein und in Sayda Zoll gezahlt werden. Im 17. Jahrhundert kamen die Postkutschen auf, die einen besseren Ausbau der Straßen erforderten. Die Poststraßen hatten eine feste, breite Fahrbahn, Straßengräben und die sächsischen Postmeilensäulen. Diese wiesen den Kutschern den richtigen Weg und fungierten so als früheste Verkehrszeichen. Bei der Trassierung dieser alten Wege und Straßen wurde darauf geachtet, dass sie lediglich an unvermeidbaren Stellen Bäche, Flüsse oder Moore querten.
 
Im 19. Jhd. legte man die Kommunikationswege durch die Ortschaften an. Bis um 1870 existierte etwa die durch Seiffen führende Hauptstraße gar nicht. Die heutige Alte Dorfstraße war der wichtigste Weg durch Heidelberg. Im Seiffener Grund endete der Weg am Waldrand. Um den Bau einer von Deutscheinsiedel durch Heidelberg und Seiffen bis nach Niederlochmühle führenden, befahrbaren Straße zu finanzieren, wurden in diesen Orten Mautstellen eingerichtet. Sowohl für Personen als auch für jedes Tier war von 1864 bis 1874 eine Maut zu zahlen.
 
In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde die Hauptstraße in Seiffen verbreitert, der Seifenbach streckenweise unter die Straße gelegt und teilweise begradigt. Nach der Wende erhielt die Straße nicht nur einen neuen Belag, es wurden darunter auch alle für die moderne Zeit notwenigen Medien verlegt. (A.K.)

Dr. Albrecht Kirsche, Dresden

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