Der sächsische Dialekt – Geschichte und Bedeutung

„Dialekt ist das, woraus die Seele ihren Atem schöpft.“

Johann Wolfgang Goethe

Sächsisch – igitt!! Diesen Eindruck bekommen Sachsen mitunter, wenn andere unseren Dialekt hören. Dabei gibt es keine guten und keine schlechten Dialekte. Sehen wir in die Geschichte dieses besonderen Dialekts und versuchen seine Bedeutung für die deutsche Sprache zu erkennen.

Das 12. Jahrhundert war ein sehr fruchtbares Jahrhundert – für Pflanzen, Tiere und auch für die Menschen. Nur die landwirtschaftliche Nutzfläche konnte nicht vergrößert werden. So kam es zu Auseinandersetzungen um Feld- und Weidegrenzen zwischen den Bauern, den Grundherrn und gar den Fürsten. So entschied Kaiser Barbarossa, dass man nach den Osten ziehen solle. Aus Franken, Hessen, Flamen, Sachsen (damals um das heutige Hamburg), Schwaben, Bayern und anderen deutschen Ländern kamen Menschen in die damalige Markgrafschaft Meißen. Hier lebten hauptsächlich Slawen, im Erzgebirge bis in eine Höhe von 300 m. Die deutschen Einwanderer errichteten ihre Siedlungen neben denen der Slawen. Natürlich sprachen alle ihren, für den Nachbarn oft unverständlichen Dialekt. Aber sie mussten sich verstehen! So schufen vor allem die Beamten einen Durchschnittsdialekt, in dem sie aus allen hier nun vorkommenden Dialekten Worte verwendeten. So entstand die Meißner Kanzleisprache, die zunehmend auch alle verstanden. 

Im Jahr 1423 belehnte Kaiser Sigismund den Markgrafen von Meißen mit dem verwaisten „Kurfürstentum Sachsen-Wittenberg“. Damit wurde aus der ehemaligen „Markgrafschaft Meißen“, nun „Kurfürstentum Sachsen“ und der gesprochene Dialekt ist das Sächsische. Als Martin Luther für seine Bibelübersetzung eine Sprache suchte, die möglichst viele Leute verstehen, verwendete er natürlich diese Meißner Kanzleisprache. Denn darin vereinigten sich alle deutschen Dialekte. Einen weiteren Vorteil sah Martin Luther in der Grammatik. Während die meisten deutschen Dialekte lediglich drei Fälle kennen, hat der sächsische Dialekt vier Fälle, die die Verständlichkeit wesentlich verbessern.  Die Reformatoren nutzten sofort die neue Gutenberg’sche Drucktechnik, was ihren Ideen und auch dem sächsischen Dialekt eine große Verbreitung brachte. 

Durch Deutschland zieht sich eine Sprachgrenze. Südlich der Linie Cottbus – Berlin – Magdeburg – Köln gibt es Berge, damit liegend diese Länder „hoch“ und so spricht man hier hochdeutsche Dialekte. Nördlich dieser Linie ist die Landschaft eben bzw. platt. Deshalb bezeichnet man die dortigen Dialekte als nieder- oder plattdeutsch. So sind z. B. das Sächsische, das Schwäbische oder das Thüringische hochdeutsche Dialekte. Jedoch hielt sich kaum ein Reformator im Norden auf. So haben sie das Sächsische – den hochdeutschen Dialekt – nie gehört. Sie verstanden ihn auch nicht, denn die Worte waren ihnen fremd, da das Plattdeutsche mehr an die englische Sprache angelehnt ist. Dennoch wollten sie viel über die Reformation wissen und so predigten die Pfarrer in ihren Kirchen zwar mit dem sächsischen Wortschatz der Luther-Bibel, aber sie sprachen die Vokale so offen aus, wie sie es gewöhnt von ihrem Dialekt gewöhnt waren. Da der hochdeutsche, sächsische Wortschatz das Dominierende darstellte, bezeichneten sie den neu entstanden Dialekt als „Hochdeutsch“. Die noch heute als „Hochdeutsch“ bezeichnete deutsche Sprache, ist demzufolge der in der Bibel niedergeschriebene sächsische Wortschatz – neue Worte, wie etwa Computer, kannte Luther nicht – gepaart mit den offen gesprochenen Vokalen der plattdeutschen Dialekte. 

Sächsisch war natürlich der Dialekt, den alle sprechen wollten und das augustinische Dresden, die Stadt, die man besucht haben musste. Vor allem das erzgebirgische Silber hatte Sachsen diesen Glanz gebracht und damit verbunden wurde der sächsische Dialekt zur beliebtesten und wichtigsten deutschen Umgangssprache.  Goethe kam nach Leipzig, weil sein Vater ihn beauftragt hatte, den dort gesprochenen, besten deutschen Dialekt zu erlernen. Obwohl er sich in Leipzig sehr wohl fühlte, gelang es ihm nicht.

Erst 1763, nach dem für Sachsen ungünstigen Ausgang des 7-jährigen Krieges, begann Preußen, die sächsische Sprache direkt zu bekämpfen. Dennoch bleib der sächsische Dialekt bis um 1850 der beliebteste im deutschen Sprachraum. Als um 1920 der Rundfunk seinen Siegeszug antrat, beriet man, wie man im Radio sprechen sollte – Sächsisch oder „Hochdeutsch“. Das Sächsische hat den Vorteil, dass es den wesentlich größeren Wortschatz im Vergleich zum „Hochdeutschen“ aufweist. Außerdem kann man mit dem sächsischen Dialekt Situationen, Handlungen etc. mit einem Wort beschreiben, wozu man im „Hochdeutschen“ manchmal mehrere Sätze benötigt. Aber gerade diese Vielfalt des sächsischen Dialekts macht ihn so schwer richtig zu sprechen. Man entschied sich für das „Hochdeutsch“. In der Folgezeit, besonders ab 1933 wurde der sächsische Dialekt stets, auch von „oben“ bis um 1970 verpönt und hat heute den entsprechend oft schlechten Ruf.

Da in den sächsischen Dialekt, Worte und Besonderheiten aus allen deutschen Alltagssprachen einflossen, ist er auch zu allen Dialekten kompatibel.  So ist es eigentlich nicht nachvollziehbar, wenn Deutsche aus anderen Landschaften sagen: „Ich verstehe das Sächsische nicht.“ Jeder Deutsche findet im Sächsischen Worte, die er kennt. Aber die Aversion gegen unseren Dialekt ist groß, dass bereits ein geschlossen gesprochener Vokal zur Ablehnung führt, zunehmend auch unter Sachsen. So wird der sächsische Dialekt wohl in absehbarer Zeit nicht mehr gesprochen werden. Dennoch bleibt er der bedeutendste Dialekt, der die Grundlage des heutige „Hochdeutsches“.  (A. K.)

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