Von der Gewerbeschule St. Katharinaberg zum Kinderhaus Hora Sv. Kateřiny

Das Gebäude, in dem bis 1945 die Gewerbeschule, die Lehrwerkwerkstatt sowie die Einkaufs- und Liefergenossenschaft „EROS“ untergebracht waren, stand danach nur kurze Zeit leer. Seit Anfang der 50er Jahre nutzte man es als Erholungsheim für Kinder aus Prag. Später befand sich darin eine so genannte „Naturschule“. Schulklassen aus Most kamen für drei Wochen nach Hora Sv. Kateřiny, um in dieser Zeit hier den Schulunterricht zu besuchen und zu gestalten. Der wichtigste Grund dafür lag jedoch darin, dass die Kinder sich für ein paar Wochen im Jahr von der schlechten und ungesunden Luft, die damals in Most vorherrschte, erholen konnten.

Im Jahr 1977 wurde das Haus zu einem Kinderheim umgewandelt. Seine jetzige Gestalt, einschließlich neuer Organisation der Gruppen innerhalb des „Dětsky Dum“ – des Kinderhauses – erhielt es 2005.

Natürlich ist ein Kinderhaus kein öffentliches Haus. Jedoch durfte ich es im Jahr 2010 mit einer Gruppe von ca. 15 ehemaligen deutschen Einwohnern von St. Katharinaberg, die 1945 von hier vertrieben wurden, besichtigen.

Schon die Außenanlagen, sei es der Garten oder die Sportstätten, sind sehr gepflegt. Dennoch betraten die meisten der einst Vertriebenen das kleine Foyer mit großer Skepsis. Die damalige Leiterin des Hauses, Frau Hana Řebíková, begrüßte uns und erklärte, dass gegenwärtig vier „Familien“ zu je acht Kindern unterschiedlichen Alters im Hause wohnen. Der älteste Bewohner sei ein 26-jähriger Student, der bis zum Ende des Studiums hier wohnen darf. Das Haus untersteht dem Kreis Most und hat sowohl durch die ansässigen Braunkohle- und Energiekonzerne als auch durch die Litvínover Eishockey-Mannschaft und durch zahlreiche private Spender eine gute finanzielle Basis.

Bereits die Besichtigung der ersten Räume im Erdgeschoss versetzte alle Besucher in Erstaunen – helle, moderne, aber kind- bzw. jugendgerecht eingerichtete Zimmer, eine funktionale Küche sowie gepflegte Speise- und Freizeiträume. Im Keller befindet sich ein Schuhregal, auf dem ein altes Firmenschild der ehemaligen Lehrwerkstatt steht. Es erinnert die heutigen Bewohner an die einstige Nutzung ihres Hauses.

Im Flur der ersten Etage befinden sich noch alte eingebaute Glasvitrinen, die einst von der „EROS“ bestückt worden waren. Heute werden darin Souvenirs der Kinder präsentiert. In der Gruppe der ehemaligen Katharinaberger befand sich gar ein Mann, der früher in dieser Gewerbeschule als Lehrer gearbeitet hatte. Es war interessant von ihm zu hören, wie die Räume zugeschnitten waren, als sie als Lehrwerkstatt und Schule dienten, wo die Drechselbänke standen, wie der Direktor einst wohnte und welche Räume die „EROS“ damals nutzte. Dies nahmen die Mitarbeiterinnen mit großem Interesse auf, denn sie schreiben an einer Chronik des Hauses.

Stets stand dieses Haus im Dienst der Kinder. Während hier früher Kinderspielzeug erdacht, erzeugt und vertrieben wurde, finden heute Kinder hier ein behütetes Leben. Bei einem gemütlichen Kaffeetrinken sahen wir die Chronik und Spielsachen an, die die heutigen Bewohner gebastelt hatten. Natürlich war unser Dolmetscher, Herr Reginald Král aus Hora Sv. Kateřiny, viel beschäftigt.

Am Ende dieses aufschlussreichen Rundganges sagte eine einst vertriebene Katharinabergerin: „Ich sage es ehrlich, als ich damals erfuhr, dass unsere Gewerbeschule in ein tschechisches Kinderheim umfunktioniert werden sollte, hatte ich keine guten Gedanken. Doch was ich hier und heute gesehen und erlebt habe, hätte ich nie für möglich gehalten. Es verändert mein Bild total. Das müssen wir unbedingt weitersagen. In der Tschechei tut sich auch Gutes“.

Und der Mann, der einst als Lehrer hier tätig war und vor Beginn des Rundganges jegliche Veränderungen in diesem Haus arg kritisierte, sagte zum Abschied: „Das Kinderhaus ist die Perle von Katharinaberg.“ Der Besuch des Kinderhauses in Hora Sv. Kateřiny war nicht nur ein Rundgang durch viele Jahrzehnte. Dieser Besuch führte außerdem, wenn auch ungewollt, zu einer Annäherung der Menschen, die einst bzw. jetzt in diesem Haus hier tätig waren bzw. jetzt noch sind.

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