Verleger in Böhmen

Die erste Spielwarenfabrik Böhmens entstand 1784 in Kalek/ Kallich. Sie belieferte hauptsächlich Olbernhauer Verleger.

1822 gründete der aus Heidelberg stammende C. G. Krauße gemeinsam mit dem ehemaligen Direktor der Wallensteinschen Tuchmanufaktur, Johann Treibler, einen Spielwarenverlag in Litvinov / Oberleutensdorf, den später der aus Magdeburg stammende Kaufmann Carl August Müller übernahm und ihn zum bedeutendsten Spielwarenverlag Böhmens entwickelte.

Die böhmischen Heimindustriellen, die hauptsächlich im Gebiet um Böhmisch Katharinaberg / Hora Svate Kateřiny tätig waren, erzeugten Ware von nur geringer Qualität. So holte Krauße bereits um 1820 neun Drechsler samt Familien aus Heidelberg und siedelte sie in Oberleutensdorf an. Damit wurde auch die geniale Technologie des Reifendrehens nach Böhmen transferiert. Aber auch das genügte nicht, so kaufte Müller auch Waren im sächsischen Erzgebirge, während Seiffener Verleger Ware von böhmischen Herstellern bezogen. Doch die Zollschranken waren stets ein Hindernis für einen freien Handel.

Noch 1908 ist die Qualität des böhmischen Spielzeugs sehr niedrig. Der Wiener Kaufmann Franz Frankel sagte dazu: „… Überschreitet man bei Deutschneudorf den Grenzfluss (Schweinitz), eine Mühe von 10 m … so hat man einen Unterschied zur Entwicklung der sächsischen Erzgebirgs-Industrie von 100 Jahren.“ Die Hauptschuld dieses schlechten Zustandes gab er den böhmischen Verlegern. Selbst Müller vertrieb seine Waren nur in den österreichischen Kronländern. Eine Teilnahme an der Leipziger Messe kann nicht nachgewiesen werden.

Weiterhin gab es vier bis fünf Verleger, die vornehmlich im Innland handelten. Diese Verleger vergaben überwiegend ihre Aufträge in den letzten Monaten des Jahres, also nur während des Weihnachtsgeschäfts. Sie betrieben nur kleine Läger und förderten so die Qualität und den Ideenreichtum der Hersteller nicht. In Sachsen begänne die Ausgabe von Aufträgen sofort nach Neujahr. „Zur gleichen Zeit nützt der Exporteur auch den Umstand, dass zur gleichen Zeit, wo auf unserer Seite der Erdkugel Winterspielzeug gebraucht wird, auf der anderen Seite Sommerspielzeug begehrt ist, so dass es immer für den Erzeuger genügend ununterbrochene Beschäftigung gibt.“

Zwar nannte Frankel noch weitere Nachteile für den Spielwarenhandel, so die Finanzierung durch den Staat und die schlechten Verkehrswege, aber die Hauptschuld an der geringen und qualitativ niedrigen Erzeugung in Böhmen trugen die böhmischen Verleger, die nicht in dem Maße arbeiteten, wie es notwendig war. Frankel zeigte hier die hohe Verantwortung der Verleger für die Heimindustriellen und deren Produktion noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

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