Die erzgebirgischen Mundarten

Natürlich variiert der sächsische Dialekt innerhalb seines großen Sprachgebietes. In Leipzig spricht man anders als in Chemnitz, wieder anders in Dresden, in Nordböhmen, der Lausitz oder im Erzgebirge.  

Unter dem erzgebirgischen Dialekt versteht man heute hauptsächlich die Mundart des Anton Günter und vieler Dichter und Schriftsteller aus dem Westerzgebirge. Diese Mundart wird jedoch, wenn auch mit vielen Nuancen, nur zwischen Marienberg und Eibenstock, sowie von Zwickau bis Oberwiedenthal (früher auch bis Klösterle/Klasterec) gesprochen.

Jedoch spricht man im Osterzgebirge anders. Zum Beispiel verneint man hier nicht, wie im Westerzgebirge mit „net“, sondern verneint mit „nee“. Im Raum Olbernhau – Pockau – Sayda spricht man das Westosterzgebirgische, in dem sich etwa die Endung –er in –a wandelt z. B. Bruder wird zu Bruda. Das Ostosterzgebirgische ist durch die das flüchtige „e“ gekennzeichnet. So sagt man nicht „gefunden“, sondern „gfundn“. Man spricht es um Rechenberg, Holzhau und Frauenstein.  Aufgrund der Nähe zu den Beamtenstädten Dresden und Dippoldiswalde sowie der Sommerfrischler im 19. und 20. Jahrhundert, spricht man heute von Altenberg bis an die Grenze zum Elbsandsteingebirge die meißnische Mundart.

Während im Westerzgebirge die beweglichen Bergleute die Sprache prägten, waren es im Osterzgebirge die Bauern sowie die doppelberufigen Drechsler und Bergleute, die zum Leben auf eine eigene Landwirtschaft angewiesen waren und auch Tiere hatten. Tierhaltung beschränkt die Beweglichkeit. Sie waren sesshafter und ihre Sprache änderte sich über die Jahrhunderte kaum. Hier finden sich viele gleiche Ausdrücke, wie sie auch im Rheinpfälzischen zu finden sind. So sind wahrscheinlich die osterzgebirgischen Mundarten, die ältesten Mundarten des sächsischen Dialekts. 

Im Seiffner Winkel – eingeschlossen von der Flöha und der Schweinitz – spricht man eine eigenständige Mundart. Hier betont man das „a“, man lässt keine Endung weg und man hat Ausdrücke, die scheinbar nur in Seiffen bekannt sind. So nannte man Seiffen auch eine Sprachinsel. Vor ca. 10 Jahren besuchte der Autor ein paar von den wenigen Deutschen, die noch lebten und hörte ihnen genau zu. Es ergab sich, dass die böhmischen Grenzdörfer die gleiche Ausdrucksweise haben, wie man sie im Seiffner Winkel kennt. 

Wie kam es zu diesen Gleichheiten in den Mundarten? 

Nirgends im Ostererzgebirge haben sächsische und böhmische Dörfer so viele Gemeinsamkeiten, wie die an der böhmischen Grenze des Seiffner Winkels. Sie hatten beide Land- und Forstwirtschaft und den Bergbau. St. Katharinaberg/Hora Svaté Kateřiny war auch für die sächsischen Dörfer von großer Bedeutung. Im 16. und 17. Jahrhundert gingen Kinder aus Seiffen nach St. Katharinaberg zur Schule. 

Noch Ende des 17. Jahrhunderts wird das vom böhmischen Gebirgsneudorf/Nova ves v Horach aus gegründete Deutschneudorf, selbst in sächsischen Akten als „Deutschneudorf unterm Katterberg“ beschrieben.  Die Stadt St. Katharina-berg war für die hiesigen Dörfer bedeutender, als die übrigen Dörfer der Grundherrschaft Purschenstein. Nach dem 30-jährigen Krieg kamen Pfarrer und Lehrer als Exulanten aus Böhmen in den Seiffner Winkel. Trotz unterschiedlicher Konfessionen kam es zu vielen Trauungen von Leuten aus beiden Ländern. Die Spielwarenherstellung spielte auf beiden Seiten der Grenze eine große Rolle. So gab es viel Gesprächsstoff und wohl auch die dominierende Rolle der böhmischen Stadt St. Katharinaberg führte dazu, dass die nordböhmische Mundart, die ebenfalls zum sächsischen Dialekt gehört, in den Dörfern des Seiffner Winkels dominierte. So ist der Seiffner Winkel heute das größte Gebiet, in dem die nordböhmische Mundart, wenn auch mit vielen Unterschieden gesprochen wird. Allerdings sind es nur noch sehr wenige Leute, die diese Mundart sprechen. 

(A. K.) 

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