Technischer Ablauf der Glasherstellung

Vor allem Mittelalter war die Glasherstellung für das Erzgebirge sehr bedeutsam. Doch wie stellte man Glas in der Zeit von 1200 bis 1890 im Erzgebirge her Glas ist nach Bronze der zweitälteste Kunststoff, den die Menschen herstellen können. 

Glas besteht nicht aus Kristallen, wie etwa Metalle, sondern, wie Eis, ist es eine erstarrte Flüssigkeit ist. Es entsteht unter großer Hitze. Um sie sinnvoll anzuwenden werden natürlich besondere Öfen benötigt, die bis ins 16. Jahrhundert von den Glasmachern selbst aus Natursteinen erbaut wurde, die sie in der Nähe fanden. 

Manche dieser Öfen hatten drei  Kammern, nämlich die Heiz-, Schmelz- und Kühlkammer. Diese Glasöfen standen mitten im dichten Wald, denn sie wurden ausschließlich mit trockenem Holz beheizt. 

Im Feuer des Glasofens, also in der Schmelzkammer, standen hitzebeständige Keramikgefäße, so genannte Glashäfen. Darin befindet sich Pulver, das man den Glassatz nennt, der bei Erhitzen dickflüssig wie Honig wird und nun schon Glas ist. Diesen Glassatz stellt der Glasmacher natürlich vorher zusammen. Dahin gehörte Sand, im Erzgebirge jedoch war es meist schöner weißer Quarz, den man ebenfalls aus der Umgebung holte.  Dieser Quarz ist der eigentliche Glasbildner. Damit die erstarrte Flüssigkeit, also das Glas, auch fest bleibt, gehört noch ein Stabilisator in den Glassatz. Das kann Kalk sein, im Erzgebirge war es aber meist Kali (Kaliumcarbonat). Kali gewann man aus dem Holz der Bäume, am besten aus Buche. Sie wurden verbrannt, die Asche mehrfach in Wasser gelöst und wieder verdampft. Am Ende erhielt man aus 2 Raummeter Holz 1 kg Kali. Dieses Pulvergemisch von  Quarz und Kali würde jedoch erst bei 1700 bis 2000°C schmelzen. Um den Schmelzpunkt auf etwa 1450°C zu senken und damit viel Holz zum Heizen zu sparen, wird diesem Pulver noch Holzasche zugegeben. 

Wurde nun der Glassatz im Trocknungsofen getrocknet und in der Schmelzkammer geschmolzen, erhielt der Glasmacher stets nur grünes, so genanntes Waldglas. Das wenige Eisen im Quarz genügt, um diese grüne Färbung zu erzeugen. Schöne Farben entstehen, indem diesem Pulver andere Stoffe zugegeben werden. Mit Gold wird das Glas rubinrot, mit Kobalt dunkelblau, mit Mangan violett, mit Kupfer  rot oder hellblau, mit Knochen entsteht Milchglas und so gibt es viele Rezepte, die meist nur der Glasmeister kannte. 

Aber am meisten brauchten die Glasmacher das Holz. Um ein Kilogramm Glas herzustellen, werden 2400 kg Holz gebraucht. 97% (2328 kg) davon verbrauchte man für die Ascheherstellung und nur 3% (72 kg) davon zum Heizen des Glasofens. Erzgebirgische Glashütten waren Holzfresser, aber nie Waldzerstörer. Eben wegen ihres großen Holzverbrauches errichtete man die Glasöfen in Mitten der Wälder. Denn sie hinterließen große freie Flächen, auf denen die neuen Siedler ihre Häuser bauen und ganze Dörfer anlegen konnten. 

Zurück zur Glasherstellung: Nun hatten die Glasmacher die heiße Glasmasse in den Glasöfen. Mit den Glasmacherpfeifen holten sie sich einen Posten Glas heraus. Je nachdem, welches Produkt entstehen sollte, behandelten sie den an  Glasmacher haftenden Glasposten. Sollten einfache Hohlgläser hergestellt werden, bliesen sie den Glasposten auf und durch geschicktes Drehen und Schwenken der Pfeife entstand das Glas, was sie aufschnitten und dehnten und so etwa einen einfachen Becher erhielten. Um bessere, gleiche Becher zu erhalten, bliesen sie die Glasblase in eine Form, die meist aus Holz, Keramik oder Metall bestand.  

Die frisch geblasenen Gläser waren noch heiß und mussten nun unbedingt sehr langsam abgekühlt werden, da ansonsten das Glas  Spannungen bekommt und zerspringt. So kamen sie für ein paar Stunden in den Kühlofen. Dann waren sie fertig, wurden verpackt und verkauft.

Schöne, alte Darstellungen von Glashütten befinden sich in  dem Buch „Vom Bergkwerck 12 Bücher“, das Georgius Agricola schrieb, der 1494 in Glauchau/Sa. geboren wurde und 1555 in Chemnitz starb. Er war Bergbaugelehrter, Mineraloge, Humanist, Apotheker in Joachimsthal/Jachimov, Bürgermeister von Chemnitz, Arzt, Philosoph und in noch vielen anderen Wissenschaften erbrachte er bedeutende Leitungen – er war ein Renaissancegenie. Natürlich reiste er viel und besuchte dabei auch die italienische Glasmacherinsel Murano vor Venedig, wo seit alters her hervorragendes Glas produziert wird. Er zeichnete eine Glashütte, die dann als Holzschnitte in seinem Buch zu betrachten waren.

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