Zur Entstehung und dem Wirken des Zisterzienserordens

Spätestens im 9. und 10. Jahrhundert geschah es zunehmend, dass auch Klöster stärker in den Sog gerieten sich Macht und Pfründe zu sichern, wodurch der eigentliche Sinn des Mönchtums immer mehr in den Hintergrund rückte.  Es entstanden deshalb Reformbewegungen um zu den wahren Wurzeln des Mönchtums, wie sie Benedikt von Nursia im 6. Jahrhundert verfasst hatte, zurückzukehren. So gründete der Abt Robert 1098 in dem französischen Ort Cîteaux einen Mönchsorden, den sie eben nach diesem Ort Zisterzienserorden nannte. Wenige Jahre nach Gründung trat Bernhardt von Clairvaux in den Orden ein und wurde zum eigentlichen geistigen Vater des Ordens. Der Leitgedanke der Zisterzienser entsprach der Benediktinerformel „ora et labora“ – „bete und arbeite“. Er griff damit die christlich-theologische Wertschätzung körperlicher Arbeit auf, wodurch auch die technisch-wirtschaftliche Entwicklung befördert wurde.  Den Mönchen war auferlegt worden, in Einsamkeit zu leben, sich auf Gott zu konzentrieren, ihre Kleidung und die Ausstattung ihrer Kirchen und Klöster einfach zu halten. Während in den Anfangsjahren des Ordens alle Mönche zu Gebet und Arbeit verpflichtet waren, teilte man sie später in zwei Gruppen, die streng voneinander getrennt lebten. Die erstrangige Gruppe waren die betenden und verwaltenden Mönche, die zweitrangige Gruppe die Laienbrüder (Konversen), die die Arbeiten als Lohnarbeiter verrichteten. 

Zisterzienserklöster sollten an Orten fern der Menschen errichtet werden. An Stelle des verbreiteten Pacht- und Zinswesens, sollte die Selbstversorgung in allen Bereichen der Bewirtschaftung der Klöster durch die Mönche treten.  Dazu genügte der Raum innerhalb der Klostermauern nicht mehr und sie mussten somit auch Gelände außerhalb ihres Klosters bewirtschafteten. So ist es für das zisterziensischen Wirtschaftsleben charakteristisch, das sie Eigenhöfe, auch Klosterhöfe oder Grangien genannt, außerhalb ihrer Klostermauern errichteten.  Diese Eigenhöfe sollten höchstens einen Tagesmarsch voneinander entfernt liegen. Sie wurden meist von Konversen betrieben und besaßen auch eine Betstube. Diese Betstuben waren sehr einfach eingerichtet und genügten nicht den notwendigen  Betritualen  der ordentlichen Mönche, die dazu eine Kirche benötigten. 

Um eine gewisse Zeit in Einsamkeit leben zu können, wie das auch Benedikt von Nursia getan hatte, errichteten Zisterziensermönche in der Nähe mancher Klöster einen Eremus, der aus einer Kapelle und einer Klause bestand.  Damit schufen sie sich eine Möglichkeit sowohl eremitisch leben zu können als auch über einen längeren Zeitraum außerhalb des Klosters arbeiten zu können.  Waren ordentliche Mönche etwa mit Verwaltungsaufgaben in abgelegenen Grangien betraut, mussten sie sich dort oft längere Zeit aufhalten. Die Kapelle des Eremus‘ war so gestaltet, dass hier auch ordentliche Mönche ihr notwendiges Betzeremoniell ausführen konnten. 

Ihr Gelübde in Einsamkeit zu leben, nötigte sie dazu unbewirtschafteten Boden in abgeschiedenen Gegenden urbar zu machen. Aber nicht nur die rein landwirtschaftliche Bodennutzung wurde forciert. Da die Mönche auf Fleisch verzichten sollten, legten sie nahe der Klöster Teichsysteme zur Fischzucht an. Wasserläufe hatten schon bei der Auswahl des Klosterstandortes eine große Bedeutung und wurden so geleitetet, dass sie als Abwasserkanäle oder zum Antrieb von Mühlen nutzbar waren. Besondere Fähigkeiten zeigten die Zisterzienser bei der Nutzung und Trockenlegung von Sümpfen und Mooren. So schrieb der Chronist und Kritiker der Zisterzienser Gerald von Wales 1188: „Gebt diesen Mönchen ein ödes Moor oder einen wilden Wald, lasst ein paar Jahre vergehen, und ihr werdet nicht nur schöne Kirchen, sondern auch menschliche Siedlungen dort errichtet sehen.“  Sie brachte neu Obstsorten hervor. So züchteten sie die Apfelsorte Renette, die heute noch angebaut wird. Auch im Bergbau, der Erzverhüttung und in der Metallverarbeitung betätigten sie sich erfolgreich. Bereits in Cîteaux betrieben sie einen Gipssteinbruch, in Fontenay Hochöfen und Hammerwerke und vom Kloster Walkenried aus betrieben sie den Erzbergbau in Goslar.  Obwohl der Gründer Abt Robert die Glasherstellung und dessen Verwendung untersagte, verlangte spätestens die Gotik nach Glasfenstern, um Licht auf die Altäre und in die Räume der Kirchen und Kathedralen strahlen zu lassen. Die Zisterzienser betrieben Glashütten, wo immer die nötigen Rohstoffe vorhanden waren, so in Cîteaux, Morimond und Doberan.  Ausgerüstet mit diesen und weiteren Fähigkeiten  waren sie prädestiniert, ihren Beitrag zur Ostexpansion zu leisten. Am nördlichen Rand des Erzgebirges entstanden die Zisterzienserklöster Altzella, Buch  und Grünhain, am südlichen Rand das Kloster Ossegg/Osek. Die Zisterzienser wurden zu Trägern des Technologietransfers für die unterschiedlichsten Techniken, die sie durch die weite Verbreitung ihrer Klöster relativ rasch übertrugen. 

Die vorbildliche Eigenwirtschaft der Zisterzienser geriet mit der neuen Geldwirtschaft und der aufkommenden städtischen Kultur verstärkt in Konflikte. Ständig benötigter Nachwuchs und Fachleute gingen nun zu Bettelorden und Zünften in die Städte. Auch Mönche für Seelsorge und Verwaltung fehlten zunehmend. Man versuchte diese Defizite vor allem in der Landwirtschaft durch Lohnarbeiter zu kompensieren, was jedoch zur Verschuldung einiger Konvente führte. Ende des 13. Jahrhunderts  mussten auch die Zisterzienserkonvente dem Geldgedanken wieder Rechnung tragen und gerieten im 14. Jahrhundert mit ihrer Gesamtwirtschaft in die Krise. Hervorgerufen durch das Schisma (1378 bis 1436), während dessen es mehrere Päpste gleichzeitig gab, zerstritten sich auch  die Konvente. Kriege, wie in Böhmen der Hussitenkrieg (1419 bis 1436), führten zur Plünderung und Zerstörung von Zisterzienserklöstern. Geschwächt durch diese und andere Einflüsse mussten die Zisterzienser ihre innovative Eigenwirtschaft, die anfänglich so erfolgreich war, aufgeben und wieder zur feudalen Wirtschaftsordnung zurückkehren.

Jedoch lebt der Zisterzienserorden bis heute. In Sachsen sind es die Lausitzer Zisterzienserinnenklöster St. Marienstern in Panschwitz-Kuckau und St. Marienthal in Ostritz an der Neiße. Jedoch gibt es auch evangelische Zisterzienser, die sich dem Erbe des Ordens verpflichtet fühlen. In Böhmen ist es u. a. das Kloster Osek, das von 1990 bis 2008 durch Zisterziensermönche betrieb. Dieses Kloster wurde 1196 angelegt, um das damals einzigartige technische Wissen der Zisterzienser bei der Suche nach Erzen zu nutzen und das Erzgebirge bis hinter den Kamm zu besiedeln. (A. K.)

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